Ann Kathrin Doerig

Ann Kathrin Doerig ist Verlegerin und hat 2017 den Kampa Verlag mitbegründet und in diesem Herbst ihr erstes eigenes Programm veröffentlicht: AKI – Memoirs, mutige Literatur, Essays und ein Gedichtband – alles aus der Perspektive von Frauen. Jede Autorin steht bei AKI visuell im Austausch mit einer Künstlerin; so sind die Cover von JEB, Cassi Namoda, Nicole Mangiola, Lina Scheynius und Annelies Štrba gestaltet. Es sind Bücher, die einem wie gute Freundinnen nachhaltig inspirieren und lange begleiten. «If we don't read books by women, we're missing essential data.» sagt Deborah Levy.

 

Welcher Geruch erinnert Sie an Ihre Kindheit?
Zitronenverbene. Und der ganze Kräutergarten meiner Mama. 

Welches Geschäft vermissen Sie in der Altstadt Zürich?
Das Teecafé Schwarzenbach, sehr.

Was lieben Sie an Zürich am meisten?
Die Sauna am See in der Seebadi Enge. Meine beste Freundin und ich haben ein wöchentliches Winterritual mit zusammen still sein in der Sauna, im See schwimmen und dann stundenlang über alles reden bei Suppe und Brot. Es gibt mir so viel Kraft, das ganze Jahr über im Zürichseewasser zu schwimmen. 

In welcher anderen Stadt würden Sie gerne leben? 
CDMX.

Was für ein Tier wären Sie gern – und warum? 
Ich empfinde die menschliche Existenz immer wieder als sehr animalisch – zum guten Glück. An sanften Tagen bin ich ein Schmetterling. 

Was wären Sie, wenn Sie eine Tageszeit wären? 
Freitagmorgen.

Was wären Sie, wenn Sie ein Musikstück wären?
«Strange Feeling» von Lady Saw.

Was würden Sie in einer neuen Wohnung als Erstes kochen?
Purple Sky Pu-Erh Tee als Zeremonie. 

Wohin ziehen Sie sich in Zürich zurück? 
In das Serratus Studio meiner Freundin Susan an der Zwinglistrasse. Ich gehe seit zwanzig Jahren zu Susan, und sie kreiert einen unvergleichlichen Raum für Entspannung mit Yoga, Gyrotonic, Sauna und der besten Massage. 

Was zeigen Sie Freund*innen aus dem Ausland in Ihrer Stadt? 
Wir trinken Tee und Kafis bei Caredda an der Josefstrasse und besuchen dann all die schönen Buchhandlungen im Quartier. Im Sommer eine Wanderung durch den Schweizer Urwald zum Sihlmättli. Oder in den Bruno Weber Park in Dietikon. Und unbedingt zur Emma Kunz Grotte! Abends entweder einen Film im Kino Xenix oder einfach dort auf dem Kies sitzen und in die Welt schauen. 

Welches Kunstwerk würden Sie gerne zu Hause aufhängen oder aufstellen?
Eine Malerei von Cassi Namoda. Und eine von Ida Thorhauge. 

Haben Sie zu Hause Pflanzen?
Blumen! Immer.

Welches ist Ihr liebstes Küchengerät?
Schöne handgeschnitzte Holzlöffel und Schalen. 

Was haben Sie immer im Kühlschrank?
Miso, Kimchi, Oliven.

Wohin ziehen Sie sich zu Hause zurück, wenn Sie Ihre Ruhe haben wollen? 
In die Badewanne. 

Und in der Stadt?
Ins Kino. Oder raus aus der Stadt in den Wald.

Wenn Sie im nächsten Leben ein Haus wären, was für ein Haus möchten Sie sein?
Die «Mulino» meiner Freundin Barbara in Roccastrada in der Toscana. Barbara presst aus ihrem Olivenhain ein sehr gutes Öl und bewohnt jedes ihrer Zimmer mit viel Liebe.

Was vermissen Sie in den Ferien von zu Hause? 
Nichts. Ich bin wahnsinnig gerne unterwegs. Aber eine gewisse Sehnsucht als Grundgefühl begleitet mich permanent – egal ob ich zu Hause oder at home away from home bin. 

Vermissen Sie Wolkenkratzer in der Schweiz?
Nein, aber ich vermisse Los Angeles und New York. 

Was ist für Sie Heimat? 
Heimat ist für mich zu Hause. Und zu Hause bin ich dort, wo ich lebendige, zuverlässige Beziehung leben kann. Beziehungen pflegen ist mir wichtig; und es beginnt mit der Beziehung zu mir selbst, wenn diese stimmt, fühle ich mich beheimatet. 

Machen Sie zu Hause Sport, und wenn ja, welchen?
Manchmal, wenn ich den Alltag in Los Angeles vermisse, mache ich «The Class». Und dann muss ich lachen. 

Ist Ihr Esstisch rund, oval oder eckig und weshalb?
Unser Esstisch ist lang und eckig. Viele gute Ideen sind daran entstanden, und es gab auch schon schöne Essen für grosse Runden. Dieser Tage sitzen wir meist nur zu dritt dort. Der Tisch hat eine gute Breite, sodass intime Gespräche entstehen können. Vielleicht liegt das aber auch gar nicht am Tisch? Ich sitze ehrlich gesagt am allerliebsten auf dem Boden. Auch zum Essen. 

Sind Sie gern allein?
Ja, ich bin sehr gern allein. 

Wo baden Sie am liebsten – im See, im Meer oder in der Badewanne?
In der Badewanne! Im See! Im Fluss! Im Meer!

Wo gibt es das beste vegetarische Essen? 
Im «Kle» an der Zweierstrasse! Aber ich finde, dass auch eher traditionelle Restaurants wie das Volkshaus oder die Metzg an der Langstrasse sehr feine vegetarische Teller machen. Das äthiopische Restaurant Habesha am Bruppacherplatz mag ich auch gerne. 

Wo gibt es das beste Glace?
Ich bin nicht so der Glace-Fan. Aber jedes Mal, wenn ich eines von «Kalte Lust» probiere, finde ich das schon sehr, sehr fein. Ba­na­nen­split und Pistazie hab ich am liebsten. 

Was wird die Welt Ihrer Kinder am stärksten von Ihrer Welt unterscheiden?
Hoffentlich wird die Welt unserer Kinder von anderen Narrativen beherrscht. Hoffentlich wachsen unsere Kinder in einer inklusiven und gerechtereren Welt auf. Hoffentlich durchbrechen wir die tief misogynen, ableistischen, rassistischen und homophonen Strukturen, in denen wir gross geworden sind und leben. Daran müssen wir arbeiten, aktiv arbeiten. 

Ihre Lieblingsnamen?
Mascha Ru, Isla, Valerio und Marco.