Joséphine, Alix und Mia Marfurt

Joséphine Marfurt (1992) ist in Zürich geboren und sesshaft. Sie arbeitet zu gleichen Teilen als selbständige Illustratorin und im Juwelier-Familienbetrieb.

Alix Marfurt (1988) ist in Zürich geboren und lebt mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern in Zürich. Sie hat einen Wirtschafts-Hintergrund und macht zurzeit eine Weiterbildung im Bereich Atmospheric Design.

Mia Marfurt (1985) ist in Zürich geboren und lebt mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern in Zürich. Sie ist Künstlerin und arbeitet im Familienbetrieb ACRUSH, wo sie ihr Atelier hat.

Wir haben die drei Schwestern bei ACRUSH fotografiert und uns unterhalten.

 
Welcher Geruch erinnert Sie an Ihre Kindheit?
Joséphine: Vanille, weil bei uns viel Süsses gebacken und gegessen wurde. Und der Geruch von Gurkensalat, der mich bis heute egal wo ich bin an Weihnachten erinnert. 
Mia: The Bodyshop Orange Duschgel, das war damals ganz neu. Tannechries an Weihnachten und Tabakpfeiferauchende Männer wie mein Grossvater Franco.
Alix: Altes Holz. Wir sind in einem alten Haus in der Altstadt aufgewachsen. Im Sommer roch es mit der Hitze im ganzen Haus besonders gut nach Holz.

Welches Geschäft vermissen Sie in der Altstadt Zürich?
Joséphine: Da gab es früher einen Einrichtungsladen in der Nähe des Rindermarkts mit einem Steinboden und drinnen roch es so gut. Jedes Mal wenn wir dort waren spürte ich ein solch schönes Gemütlichkeitsgefühl das ich bis heute suche. 
Mia: Die Bäckerei Bertschi, das Chäslädeli gleich nebenan und den alten Franz Carl Weber.
Alix: Dasselbe wie Joséphine. Ich weiss leider nicht mehr wie es geheissen hat. Und der Franz Carl Weber und Pastorini.

Gibt es ein Kleid, das Sie nie wegwerfen würden?
Joséphine: Die Fissore Cashmere Pullis unserer Eltern aus den 1980er-Jahren, die es weit vor unserer Zeit gab und es weit nach unserer Zeit geben wird.

Was vermissten Sie während des Lockdown am meisten?
Joséphine: Ich hatte plötzlich eine wahnsinnige Sehnsucht zu Reisen, obwohl ich sonst sehr selten reise. 
Mia: Ausgang mit Freunden und die Nähe zu meiner Familie.
Alix: Eigentlich nichts.

Was haben Sie während des Lockdowns neu für sich entdeckt?
Mia: Dass ich sehr gut ein paar Wochen «nur» mit meiner kleinen Familie leben kann, ohne jegliche Ablenkung. 
Alix: Nicht zu viel zu wollen und zu müssen.

Welchen Film möchten Sie noch einmal sehen?
Joséphine: Ich würde viele Filme gerne wieder zum ersten Mal sehen. «Call me by your name» oder «Monsieur et Madame Adelman» zum Beispiel.
Mia: «The Party» und «Fearless Vampire Killers», obwohl ich die schon 100-mal gesehen habe. 

Was lieben Sie an Zürich am meisten?
Mia: Den Sommer mit seinen Badis ums Seebecken und dass ich hier aufgewachsen bin.
Alix: Dass alles so nahe ist. Man kann eigentlich alles zu Fuss erledigen.

In welcher anderen Stadt würden Sie gerne leben?
Joséphine: Wien, Mailand oder Paris.
Mia: Paris oder Mailand 
Alix: Ich glaube langfristig in keiner anderen.

Was für ein Haustier wären Sie am liebsten und weshalb?
Joséphine: Ich habe einen lieben Kater der mich seit 15 Jahren begleitet. Sein Leben kommt mir schön vor, denn jeder freut sich unheimlich wenn er ihn sieht, er wird immerzu gekrault und ihm wird jeder Wunsch von den Augen abgelesen. Deshalb wäre ich wohl am liebsten er.

Haben Sie Spielsachen aus ihrer Kindheit aufbewahrt und wenn – welche?
Joséphine: Meine Barbiekollektion und die Polly Pockets Kollektion sind noch im Estrich. Eines Tages werde ich es vielleicht schaffen diese loszuwerden. 

Was würden sie in einer neuen Wohnung als erstes kochen?
Joséphine: Man sagt doch, wenn man ein Haus verkaufen will, soll man einen Kuchen drin backen. Dann würde ich das tun, einfach um einen tollen, vertrauten Duft zu verteilen.
Alix: Ein Brot, damit es gut riecht.

Gehen sie in den Ferien lieber in ein Hotel oder mieten Sie etwas?
Joséphine: Beides hat seinen Charme und seine Vorteile. Im Hotel ist man eher Gast, wenn man mietet ist man dafür freier und selbständiger.
Alix: Etwas zu mieten ist eine schöne Vorstellung. Seit ich Kinder habe gehe ich aber gerne in kleine Hotels. Das ist momentan erholsamer für mich. Das kann sich aber sicherlich ändern, sobald sie etwas älter sind.

Wohin ziehen Sie sich in Zürich zurück?
Mia: Bei mir zuhause oder im Sommer in die Frauenbadi beim Fraumünster (aber nur morgens)!
Joséphine: Dito.
Alix: Bei mir zuhause.

An welchen Geräuschen merken Sie beim Erwachen, dass Sie zuhause sind?
Joséphine: Wenn ich ein lautes Miauen oder Kirchenglocken höre.
Alix: Kinderstimmen und das Tram.

Was zeigen Sie Freunden aus dem Ausland in Ihrer Stadt?
Mia: Die Kronenhalle Bar und die Sigmar-Polke-Fenster im Grossmünster.
Joséphine: Im Sommer eine unserer schönen Badis. 
Alix: Den Zürichsee

Was ist ihr grösster Luxus zuhause?
Joséphine: Eine eigene Waschküche und ein zuverlässiger Boiler.
Mia: Einen grossen Garten.
Alix: Unseren Bastel/Büroraum. Dafür haben wir das separate Esszimmer geopfert und es hat sich gelohnt.

Welches Kunstwerk würden Sie gerne zuhause aufhängen oder aufstellen?
Mia: Etwas von Isa Genzken, Valie Export, Pilvi Takala, Mika Rottenberg oder Cady Noland.

Haben sie zuhause Pflanzen?
Joséphine: Nein, aber ich finde es bei anderen immer sehr schön. Leider habe ich ein Trauma aus der Schulzeit, wo wir in einem Raum ca. 25 Pflanzen hatten und dementsprechend Fliegen und Blattläuse, aber sonst bin ich sehr pro Pflanze. Blumen sind mir für mein Zuhause lieber.
Alix: Bis jetzt nicht, aber ich mag sehr gerne Blumensträusse.

Welches ist ihr liebstes Küchengerät?
Joséphine: Toaster und Wasserkocher.
Mia: Meinen Vitamix Turbomixer.
Alix: Die Kaffeemaschine. 

Was haben Sie immer im Kühlschrank?
Mia: Milch, Butter, Konfitüre 
Joséphine: Zitronen und Tiefkühlgemüse.
Alix: Vollmilch.

Wohin ziehen sie sich zuhause zurück, wenn Sie Ihre Ruhe haben wollen?
Joséphine: Auf einen Sessel direkt vor dem Fenster oder ins Bad. 
Mia: In mein Bett.
Alix: In die Badewanne.

Und in der Stadt?
Joséphine: Dann spaziere ich gerne in der Altstadt herum. Auf den Lindenhof oder in kleinen verwinkelte Gassen. 
Alix: Dito

Was fehlt vermissen Sie in den Ferien (von zuhause)?
Joséphine: Wenn ich im Ausland bin: die Sprache. Ich finde Schweizerdeutsch so eine lustige Sprache und irgendwann, man glaubt es kaum, fehlt sie mir.
Alix: Das Kochen.
Mia: Den Geruch von zuhause.

Wenn Sie in Ihrem nächsten Leben ein Haus wären, was für ein Haus möchten Sie sein?
Joséphine: Ein altes Grandhotel in einem verschneiten Dorf.

Vermissen sie Wolkenkratzer in der Schweiz?
Joséphine: Ich mag es, dass Zürich wie ein Disney Städtchen aussieht. Das ist ein Teil der Gemütlichkeit, die ich hier so schätze. 

Ist ihr Esstisch rund, oval oder eckig und weshalb?
Mia: Arrigo Cipriani besteht ja auf runde Tische, da Ecken zu Hierarchie-Konflikten in der Sitzordnung führen können. Ich finde runde Tische gut als Bistrotische. Sonst lieber mit Ecken. 

Sind sie gern allein?
Joséphine: Extrem. Ich liebe meine Freunde und meine Familie, aber irgendwann ist bei mir die Batterie aufgebraucht und dann will ich ganz alleine sein. 
Mia: Ja, ohne Zeit für mich wird es eng. 
Alix: Ja sehr, aber dann ironischerweise meistens am Telefonieren.

Worauf werden Sie in Zukunft verzichten, um klimaneutral(er) zu leben?
Joséphine: Ich esse aus dem Grund bereits vegetarisch, versuche Kleider möglichst lange zu tragen und bin das letzte Mal vor zwei Jahren geflogen. Aber es gibt so unendlich vieles was man noch besser machen könnte.
Mia: «Coffee to go» Becher. Ich habe zwar einen «reusable», vergesse diesen aber ständig zu Hause und weniger Fliegen. 

Haben Sie einen Lieblingssschmuck?
Joséphine: Ein Goldring von meinem Vater, den er mir vor ein paar Jahren zu Weihnachten gemacht und geschenkt hat. Und eine Kette mit einem Bronzeabguss eines Krähenfusses, die er früher selber trug. 
Mia: Meinen Verlobungsring und einen Schlangenring, auch von meinem Vater, der mich beschützen soll.
Alix: Eine schöne Kette von meinem Mann, die mein Vater gemacht hat, mit den Namen unserer Kinder.

Wo gibt es das beste Schnitzel?
Mia: Im «Amadeus» in Schlieren, ich war allerdings erst einmal seit der Sohn übernommen hat. Es war genauso gut.

Wo gibt es das beste Glace?
Mia: Im «Grom» in Rom
Joséphine: Wohl in Italien. In Zürich mag ich «Gelati Tellhof» oder das Tartufoeis im «Italia».

Was machen sie in tropischen Sommernächten?
Joséphine: Ich glaube ich bin eine der einzigen die sowas liebt. Dann schlafe ich am liebsten wie ein Seestern ausgebreitet bei offenem Fenster und lege mir ein kaltes, nasses Frotteetuch über die Waden. 
Alix: Ich denke an die vielen kalten Nächte in denen ich gefroren habe und versuche dankbar für die Hitze zu sein.

Was wird die Welt Ihrer Kinder am stärksten von Ihrer Welt unterscheiden?
Joséphine: Die Technik. Mir graust es bereits vor dem Tag, wenn ich wie meine Eltern jetzt, vor einem Gerät stehe und es einfach nicht verstehe und meine Kinder zur Hilfe rufen muss. 

Welches ist ihr Lieblingsmöbel?
Joséphine: Mein grosser runder Arbeitstisch, den eine alte Frau meiner Mutter vermacht hat und sie mir. Er ist aus unbehandeltem Holz und von Messerschnitten und Farbflecken gezeichnet. Ich frage mich manchmal was auf ihm vor mir kreiert wurde. 
Mia: Unser Poltrona Frau Chesterfield Sofa und «Gli Amici» von Gaetano Pesce für die Kids wäre super. 
Alix: Eine Glaslampe von Carlo Nason für Mazzega. 

Was nehmen sie aus den Ferien als Erinnerung nach Hause mit?
Joséphine: Am liebsten wochenlang Sand, den ich überall auf wundersame Weise finde.
Mia: Muscheln vom Strand
Alix: Meistens Gerichte, die ich dann zuhause «freestyle» versuche nachzukochen.

Ihr Lieblingsmaler?
Mia: Da habe ich viele z. B. Elizabeth Peyton, Vivian Suter, Laura Owens, Lucie Stahl, Sigmar Polke, Rob Pruitt, Albert Oehlen, Katharina Grosse, Martin Kippenberger, Josh Smith, Michele Abeles, Frederike Feldmann, David Hockney, Félix Vallotton, Charline von Heyl oder Adolf Dietrich…

Ihre Lieblingsnamen?
Joséphine: Ich bin sehr glücklich wie ich getauft wurde. Vielleicht starte ich eines Tages eine Reihe an Joséphine Juniors, wie das die Männer früher taten. 

Ihr Lieblingswort?
Joséphine: Ich sage sehr oft «gemütlich». 

Wann haben sie sich zuletzt selbst gegoogelt?
Joséphine: Als ich mich irgendwo beworben habe. 
Mia: Als ich diese Frage las. 

 

Fotos: Rafael Palacio Illingworth
Konzept und Styling: Michèle Boeckmann
Haare und Make-up: Davide Asquini
Fragebogen: Stefan Zweifel

Die interviewten Personen suchen sich die Fragen aus dem Fragebogen selbst aus.