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Lost in Argovia
Roman Blumenthal
10. – 24. 2. 2022

Opening 10. 2., 17 – 20 Uhr
11./12. 2., 14 – 18 Uhr
18./19. 2., 14 – 18 Uhr

Or by appointment
Flyer by Simon Trüb

Hast du in all den Jahren serienmässig etwas besseres gesehen als Twin Peaks ?
Roman Blumenthal : Ich weiss nur, dass ich sehr viel schlechteres gesehen
habe.

Was war das schlechteste ? Einige Netflix-Eigenprodukionen. Gut gemacht, aber keine Substanz. Das nervt mich dann doppelt.

«Emily in Paris» ?
Sorry, nicht gesehen.

Ist der Titel der Ausstellung («Lost in Argovia») eine Referenz an den Coppola Film oder fühlst du dich in deinem Atelier etwas verloren (Anmerkung: Das Atelier von Roman Blumenthal ist im Kanton Aargau) ?
Gehe grad an ne Ausstellung, aber gebe nachher grad Antwort auf die Frage.
[3 Std. später]
Also, ich bin wieder da. Der Ausstellungstitel hat weniger mit dem Coppola-Film zu tun, als mit einer gewissen Selbstironie meiner Ateliersituation gegenüber. 25 Minuten Fahrzeit reichen offensichtlich aus, 
um in einer Welt anzukommen, in der dir beim spazieren Cowboys auf Pferden entgegengeritten kommen. Und ich meine damit Cowboys, welche einem richtigen Western entsprungen sein könnten. Mein Atelier war 
vorher eine Line Dance Schule - also in gewisser Weise bin ich hier im wilden Westen angelangt und begegne in meinem Alltag plötzlich mehr Tieren als Menschen. Ausserdem fand ich das Wort «Argovia » schon 
immer faszinierend. Es klingt für mich wie ein Land aus einem Fantasyfilm. Gepaart mit dem Jugendwort des Jahres 2020 (lost) schien mir dies doch ein geeigneter Ausstellungstitel.

Ich bin gerade an der Geburtstagsparty meiner Schwester und unser Vater mixt Margheritas. Gibt's während deiner Ausstellung auch mal Drinks ? Du hast ja eine Bar Vergangenheit (Anmerkung : Kongabar).
Ja, ich hatte sowas im Hinterkopf, jedoch wurde mein Barkollege gestern von einem SUV angefahren und liegt mit gebrochenem Bein im Krankenhaus. Daher muss ich mal schauen, ob ich das alleine mache...

Was !? omg. Auf dem Velo oder zu Fuss ?
Velo.

Uff. Alles Gute Ronny ! Apropos SUV. Stimmt es, dass Kunstsammler:innen in deutschen Geländewagen bei dir im Atelier vorfahren und dann gross einkaufen ?
So pompös wie von dir beschrieben kann ich das leider nicht bestätigen.

Von Philippe Parreno weiss ich, dass die durchschnittliche Verweildauer vor einem Kunstwerk im Louvre drei Sekunden beträgt. Wie lange brauchst du um ein Bild zu malen ?
Ich kann endlos lange an irgendwelchen Details herummalen oder finde dauernd eine Farbe, welche noch besser sein könnte. Verändert man jedoch eine, stimmen plötzlich drei andere nicht mehr und so ziehen die 
Tage dann ins Land. Heimlich träume ich jedoch von schmissigen Bildern mit frechem Duktus, also quasi vom anderen Ende des Horizonts. Dies mach ich manchmal wochenlang, doch das Resultat hat mich bis jetzt nie überzeugt und die Bilder landen dann im Abfall oder werden übermalt. Doch schlussendlich 
schlägt nichts einen guten Strich.

Würdest du ein Strich unterbrechen, wenn sich auf deiner Leinwand plötzlich ein Insektchen in den Weg stellen würde ?
Ja ich würde unterbrechen oder den Strich notfallmässig ums Insekt 
herumziehen. Hauptsache 1 Leben gerettet. Leider fliegen sie aber auch 
gerne nach getaner Arbeit auf die nasse Ölfarbe und dann scheitern 99% 
der Rettungsversuche.

Was hörst du, wenn du am arbeiten bist ?
60% Podcasts
5% Hörbücher
20% Spotify oder NTS
5% Old school love songs Vol. 3
5% 90er Jahre Punk
5% biederes Radio

Ist unter den Podcasts auch «The Joe Rogan Experience» dabei ?
Nein.

Gibt es Künstler:innen, die dich in besonderer Weise beeinflusst haben ?
Nachdem ich der Kunst mehrere Jahre lang den Rücken zugekehrt habe, 
war es ein Artikel über Rose Wylie, der mich dazu bewogen hat Bilder zu 
malen. Gelesen in einem Kunstmagazin in der Cafeteria der Pestalozzi 
Bibliothek.

In einem Interview mit dem Guardian sagte Rose Wylie mal «The painting 
isn’t about something. I think lots of people don’t understand that. They 
think it’s the message, which it isn’t. The message is the painting. The 
painting is the painting.» Wie siehst du das ?
Ein gemaltes Bild führt im Grunde genommen ein Eigenleben. Der Künstler
versucht zwar, die Kontrolle darüber zu behalten, doch wie beim 
Zusammenleben mit einer Katze will dies nie so recht gelingen. Dieses 
Eigenleben ist enorm wichtig und verleiht einem Bild das gewisse Etwas. 
Ich merke jedoch gerade, dass meine Katze mehr Auslauf braucht.

Reden deine Bilder mit dir ?
Nein, sie schweigen mich an. Dies dafür dauernd.

Keith Haring oder Basquiat ?
B wie Basquiat

Nicolas Party oder Vittorio Brodmann ?
V wie Victor Brotmann

Apfel oder Birne ?
Wer die Birne nicht ehrt, ist des Apfels nicht wert☝ 

Wie würdest du dein Lifestyle beschreiben ?
So cool-mässig.

Vor 10 Jahren hast du mal in einer Gruppenausstellung mit dem Namen 
«Death can dance» ausgestellt. Wer hat diesen Titel erfunden ?
Zu dieser Zeit habe ich beim Künstler Lori Hersberger assistiert und er hat 
die Ausstellung damals gemacht. Ich dachte immer, der Name komme von
einer Band oder einem Song, weiss es aber nicht mehr genau.

Wie kommst du zu den Titeln deiner Werke ? «Vom Ei zur Mayonnaise» 
von 2016 fand ich beispielsweise sehr überraschend!
Mach grad den Transport zum Rindermarkt, drum wirds noch einen 
Moment dauern...
[4 Std. später]
Ok. Titel sind bei mir eher zweitrangig. Wenn mir ein guter zugeflogen 
kommt, dann ist gut - sonst aber auch ok. Je spontaner sowas passiert, 
desto besser.

Würdest du deine Bilder als Stillleben, Portraits oder Landschaften 
bezeichnen ?
Meistens weder noch, das Bild «Lost in Argovia» könnte man jedoch als 
Landschaft durchgehen lassen.

Hätte aus dir etwas anderes werden können ? (diese Frage verdanke ich 
Fischli/Weiss)
Nein, meine Eltern lassen bis heute nicht zu, dass ich etwas anderes 
mache.

Frank Leder hat einmal gesagt «I go home and eat soup with my parents, 
and there I have my inspiration.» Trifft das auch auf dich zu ?
Schöne Vorstellung, aber leider nein.

Ich möchte unsere Korrespondenz gerne anschliessen, wie wir sie 
begonnen haben: mit Twin Peaks. An einer Stelle in season 1 fragt Dale 
Cooper den Sheriff Truman folgendes: «Harry, I'm going to let you in on a 
little secret. Every day, once a day, give yourself a present. Don't plan it, 
don't wait for it, just let it happen.»
Was hast du dir zuletzt selbst geschenkt ?
Ohne Scheiss freue ich mich seit ca 2 Stunden auf einen Kaffee zum 
mitnehmen. Schwarz, ohne nix. Den hole ich mir jetzt. Wenns um Kaffee 
geht, bin ich halt ein richtiger Dale Cooper...

Chat Korrespondenz zwischen Roman Blumenthal und Pierre Lumineau im 
Zeitraum 6. Februar, 2022, 13:19 bis 8. Februar 2022, 12:42.